Hintergrund
Das MEN2-Syndrom ist mit einer Prävalenz von ca. 1:50.000 eine seltene Tumorerkrankung. In den meisten Fällen ist sie erblich. Sie folgt dann einem autosomal-dominantem Erbgang. Man kennt drei klinisch unterscheidbare Formen: MEN2A, MEN2 und das familiäre medulläre Schilddrüsenkarzinom oder FMTC. Fast von einer dieser drei Formen Betroffenen bekommen ein medulläres Schilddrüsenkarzinom.
MEN2A
Die häufigste Variante ist mit 25% MEN2A. Meist tritt die Erkrankung im dritten Lebensjahrzehnt auf. Ca. 50% der Betroffenen haben auch ein Phäochromozytom. In ca. 30% der Fälle findet man Nebenschilddrüsen-adenome. Klinisch abgesichert ist MEN2A bei gleichzeitigem Auftreten von zwei oder mehr MEN2-Tumoren.
MEN2B
Diese seltenste Variante (5%) der Erkrankung verläuft äußerst aggressiv. Sie tritt häufig schon in Kindheit und Jugend auf. Neben MTC und Phäochromozytom zeigen die Betroffenen einen marfanoiden Phänotyp, intestinale Ganglioneuromatosen und Schleimhautneuromatosen an Lippen, Wange und Zunge, in Nasen-Rachenraum und an den Augenlidern.
FMTC
Bei ca. 25% der MEN2-Fälle beobachtet man ausschließlich MTCs. Das Erkrankungsalter ist wesentlich höher als bei den übrigen Formen und der Verlauf ist weniger aggressiv. Von FMTC spricht man, wenn mindestens 4 Familienmitglieder betroffen sind.
Alle Formen werden durch ein mutiertes RET-Protoonkogen (Tyrosinase-Rezeptor) verursacht.
Genetik
Autosomal-dominanter Erbgang. Häufigkeit 1:50.000
Indikation
Sicherung der klinischen Diagnose, prädiktive Untersuchung nicht Betroffener
In MEN2-Familien
Analytik
Mit Hilfe der NGS-Paneldiagnostik wird das Gen RET analysiert. Größere Deletionen und Duplikationen werden mittes MLPA untersucht.