Primäre Ziliendyskinesie (PCD)

Hintergrund

Eine Fehlfunktion der beweglichen Zilien ist die Ursache für die PCD. Daraus entwickelt sich eine Reihe von klinischen Symptomen. Bei der Hälfte der Betroffenen findet sich eine spiegelbildliche Anordnung der inneren Organe (Situs inversus). Diese Variante der PCD wird auch Kartagener-Syndrom genannt. Zilien sind funktionelle Bestandteile fast jeder Körperzelle. Die oberen Atemwege bis hin zu den Bronchien und der Lunge sind mit solchen Zilien ausgestattet. Sie haben eine essentielle Reinigungsfunktion. Diese fällt bei PCD-Patienten häufig aus. Dadurch sammelt sich in diesen Organen Schleim, der letztlich zu chronischen Entzündungen und bleibenden Schäden führt. Der typische PCD-Patient hat schon im Neugeborenenalter charakteristische Symptome wie Atmungsschwierigkeiten und häufige Atemwegsinfekte. Diese Beschwerden treten aber bei manchen Patienten erst sehr viel später in der Kindheit auf. Männliche Betroffene sind wegen der stark verminderten Spermienbeweglichkeit häufig infertil. Auch bestimmte Herzfehler kommen häufiger vor als bei normalen Kontrollpersonen. Die klinische Diagnostik ist schwierig; erste Anhaltspunkte erhält man durch eine Messung der NO-Konzentration in der Nase. Bessere Aussagen erhält man durch eine Funktionsanalyse der Zilien mit Hochfrequenzvideomikroskopie. Abgesichert werden die so erhaltenen Erkenntnisse durch immunfluoreszenzmikroskopische Untersuchungen. Damit können einzelne Defekte der Zilienstrukturen nachgewiesen werden. Eine weiter vertiefte Untersuchung stellt die Elektronenmikroskopie dar.

Ultimative diagnostische Sicherheit liefert der molekulargenetische Nachweis pathogener Mutationen in den bisher bekannten Verursachergenen. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung der schweren Atemwegssymptome ist die frühzeitige Diagnose.

Genetik

Die meisten Formen der PCD werden autosomal-rezessiv vererbt. Die Prävalenz liegt bei 1:15.000 bis 1:5.000.

Indikation

Sicherung der klinischen Diagnose

Analytik

Mittels der Next Generation Sequencing (NGS)-gestützten Panel-Diagnostik werden die Gene ARMC4, CCDC103, CCDC114, CCDC151, CCDC39, CCDC40, CCDC65, CCNO, CFAP221, CFAP298, CFAP300, DNAAF1, DNAAF2, DNAAF3, DNAAF4, DNAAF5, DNAAF6, DNAH11, DNAH5, DNAH6, DNAH8, DNAH9, DNAI1, DNAI2, DNAJB13, DNAL1, DRC1, FOXJ1, GAS2L2, GAS8, HYDIN, LRRC6, MCIDAS, MNS1, NEK10, NME5, NME8, OFD1, RPGR, RSPH1, RSPH3, RSPH9, SPAG1, SPEF2, STK36. TTC12, TTC25 und ZMYND10 analysiert. Darüber hinaus werden große Deletionen und Duplikationen in diesen Genen mittels CNV-Analyse untersucht. Große Deletionen und Duplikationen in dem Gen DNAH5 werden zudem mittels MLPA analysiert. Weitere Verursachergene können auf Anfrage untersucht werden.

Ansprechpartner

Dr. rer. nat.
Dominik Otto

Telefon

(06172) 9594-562