Multiple endokrine Neoplasie

Typ 1

Hintergrund

Die Multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN1) ist eine autosomal-rezessive Erkrankung. Verursacht wird sie durch Mutationen im MEN1-Gen. Die Mutationen haben eine hohe Penetranz. Der klinische Phänotyp ist sehr variabel. Bei den meisten Betroffenen (80-100%) beobachtet man bis zum 50. Lebensjahr Hyperparathyreoidismus. Es werden auch Tumoren der Bauchspeicheldrüse und der Hypophyse beschrieben. Die klinische Symptomatik wird durch die Tumorbildung und durch abnorme Hormonsekretion (u.a. Insulin,TSH, ACTH) bestimmt.

MEN1-Patienten haben eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit für adrenokortikale Hyperplasien oder Tumore, Karzinoide, Lipome und Pinealome. Es sind Fälle mit einem Erkrankungsalter von 5 Jahren bekannt.

Noch nicht erkrankte Träger einer MEN1-Mutation sollten mit bildgebenden und biochemischen Verfahren regelmäßig untersucht werden. So können die verschiedenen Organerkrankungen bis zu 10 Jahre vor dem Auftreten von klinischen Symptomen entdeckt und behandelt werden.

Genetik

Die genetische Ursache für eine Multiple endokrine Neoplasie Typ 1 sind Mutationen im MEN1-und CDKN1B-Gen. Der Erbgang ist autosomal-rezessiv. Die Häufigkeit beträgt 1: 30.000.

Indikation

  • Nebenschilddrüsenadenome, primäre Hyperparathyreoidismus, Inselzelltumoren, Hypophysenadenom, Tumoren der Nebenniere, Karzinoide, Lipomen, Angiofibromen, Kollagenomen
  • Abklärung Anlageträgerschaft in MEN1-Familien.

Analytik

Mittels der Next Generation Sequencing (NGS)-gestützten Panel-Diagnostik werden die Gene MEN1 und CDKN1B analysiert. Darüber hinaus werden große Deletionen und Duplikationen in diesen Genen mittels CNV-Analyse untersucht. Große Deletionen und Duplikationen in dem Gen MEN1 werden zudem mittels MLPA analysiert.

Typ 2

Hintergrund

Das MEN2-Syndrom ist mit einer Prävalenz von ca. 1:50.000 eine seltene Tumorerkrankung. In den meisten Fällen ist sie erblich. Sie folgt dann einem autosomal-dominanten Erbgang. Man kennt drei klinisch unterscheidbare Formen: MEN2A, MEN2 und das familiäre medulläre Schilddrüsenkarzinom (FMTC). Alle Formen werden durch ein mutiertes RET-Protoonkogen verursacht. Das Gen kodiert für einen Tyrosinkinase-Rezeptor.

MEN2A

Die häufigste Variante ist mit 25% MEN2A. Meist tritt die Erkrankung im dritten Lebensjahrzehnt auf. Ca. 50% der Betroffenen haben auch ein Phäochromozytom. In ca. 30% der Fälle findet man Nebenschilddrüsen-Adenome. Klinisch abgesichert ist MEN2A bei gleichzeitigem Auftreten von zwei oder mehr MEN2-Tumoren.

MEN2B

Diese seltenste Variante (5%) der Erkrankung verläuft äußerst aggressiv. Sie tritt häufig schon in Kindheit und Jugend auf. Neben MTC und Phäochromozytom zeigen die Betroffenen einen marfanoiden Phänotyp, intestinale Ganglioneuromatosen und Schleimhautneuromatosen an Lippen, Wange und Zunge, in Nasen-Rachenraum und an den Augenlidern.

FMTC

Bei ca. 25% der MEN2-Fälle beobachtet man ausschließlich MTCs. Das Erkrankungsalter ist wesentlich höher als bei den übrigen Formen und der Verlauf ist weniger aggressiv. Von FMTC spricht man, wenn mindestens 4 Familienmitglieder betroffen sind. 

Genetik

Die genetische Ursache für eine Multiple endokrine Neoplasie Typ 2 sind Mutationen im RET-Gen. Der Erbgang ist autosomal-dominant. Die Häufigkeit beträgt 1: 50.000.

Indikation

  • Sicherung der klinischen Diagnose
  • Prädiktive Untersuchung nicht Betroffener in MEN2-Familien

Analytik

Mittels der Next Generation Sequencing (NGS)-gestützten Panel-Diagnostik wird das Gen RET untersucht. Darüber hinaus werden große Deletionen und Duplikationen in diesen Genen mittels CNV-Analyse und MLPA untersucht.

Ansprechpartner

Dr. rer. nat.
Dominik Otto

Telefon

(06172) 9594-562