Marfan-Sydnrom (MFS)

Hintergrund

Das Marfan-Syndrom (MFS) ist eine erbliche Bindegewebserkrankung. Das Syndrom wird durch pathogene Varianten im Gen FBN1 bedingt. Das Gen FBN1 codiert für das Protein Fibrillin-1. Fibrillin ist neben Kollagen und Elastin eine der wichtigsten Bestandteile der extrazellulären Bindegewebsmatrix. Da das Mikrofibrillensystem im Organismus weit verbreitet ist, führen pathogene Varianten zu einem weitreichenden Spektrum an klinischen Manifestationen. Dabei stehen Defekte im Herz- und Gefäßsystem, sowie im Skelett und im Auge (Linsenluxation) im Vordergrund. Die stark altersabhängige Ausprägung der Symptome erschwert oft die klinische Diagnose bei Kindern und Jugendlichen. Eine isolierte Aortenwurzeldilatation bzw. -dissektion zusammen dem Nachweis einer pathogenen Variante im FBN1 Gen kann als Sicherung der Diagnose MFS dienen. Bei einer vorliegenden Aortenwurzeldilatation (Z>2) mit negativem Befund der FBN1-Analyse kann die Untersuchung der Gene TGFBR1 und TGFBR2 aufschlussreich sein.

Genetik

MFS wird autosomal vererbt und hat eine Prävalenz von 1:10.000 bis 1:5.000. Patienten mit der klassischen Form des MFS zeigen in 95% der Fälle eine pathogene Mutation im FBN1-Gen. Intragene Deletionen, die ein oder mehrere Exons betreffen, machen etwa 2% des gesamten Mutationsspektrums aus – sie werden mit MLPA nachgewiesen. Bei Patienten mit Marfan-ähnlichem Syndrom, MFS2 oder unvollständiger MFS-Symptomatik findet man häufig keine Mutation im FBN1-Gen. – Hier findet man in 5-25% der Fälle eine ursächliche Mutation im TGFBR1- oder TGFBR2-Gen.

Indikation

Die Hauptkriterien sind gemäß der Ghent-Nosologie eine Aortenbeteiligung (Dilatation gemessen auf der Höhe des Arotensinus Z-score > 2, oder Dissektion der Aorta) und Linsenluxation. Indikationen für die Diagnose Marfan-Syndrom sind:

  • Aortenbeteiligung und Linsenluxation
  • Aortenbeteiligung und FBN1 Mutation
  • Linsenluxation und positive Familienanamnese für MFS
  • Aortenbeteiligung und positive Familienanamnese für MFS
  • Linsenluxation und FBN1-Mutation, im Zusammenhang mit Aortenbeteiligung

Analytik

Mittels der Next Generation Sequencing (NGS)-gestützten Panel-Diagnostik werden die Gene FBN1, TGFBR1 und TGFBR2 untersucht. Darüber hinaus werden große Deletionen und Duplikationen in diesen Genen mittels CNV- und MLPA-Analyse untersucht.

Ansprechpartner

Dr. rer. nat.
Dominik Otto

Telefon

(06172) 9594-562