Long QT-Syndrom

Das Long QT Syndrom ist mit seiner Prävalenz von ca. 1:3.000 die häufigste erbliche
Ionenkanalstörung. Das EKG dieser Patienten zeigt eine Verlängerung des QT-Intervalls. Die
Betroffenen haben ein hohes Risiko für einen Anfall plötzlicher Bewusstlosigkeit (Synkope),
für Krampfanfälle und plötzlichen Herztod. Die charakteristische Rhythmusstörung, die
Torsade de Paintes Tachycardie (TdP) tritt häufig bei bestimmten körperlichen Belastungen
auf, bei starken Emotionen und im Wochenbett. Meistens stellt sich nach kurzer Zeit der
normale Sinusrhythmus wieder ein. Der erste Anfall verläuft aber auch häufig tödlich. Nicht
selten wird fälschlicherweise die Diagnose Epilepsie gestellt.
Man unterscheidet die Unterformen LQT l – LQT 9. Bei jeder ist ein anderes Gen defekt.

LQT l

Mutationen im KCNQl-Gen verursachen LQ1. Der Funktionsverlust in diesem Gen führt zu
langsamerem Austritt der K+-Ionen und damit zur Verlängerung der Repolarisationsphase.30-
35% der klinisch als erblich identifizierten lonenkanalstörungen lassen sich durch Mutationen
im KCNQl-Gen erklären. Die Symptome treten oft beim Schwimmen auf. Viele
Mutationsträger sind klinisch unauffällig. Die Krankheit wird wirksam mit Betablockern
behandelt.

LQT2

Mutationen im KCNH 2 – Gen verursachen LQT 2. 25-30 der LQT-Patienten sind Träger
einer Mutation in diesem Gen. Auch durch diesen Defekt wird der Ausfluss von Kaliumionen
gebremst. Starke, unvermittelte akustische Reize, Emotionen oder eine Geburt lösen die
Arrhythmie-Attacken aus. In etwas geringerem Maße schützen auch bei dieser Form Betablocker.

LQT 3

Mutationen im SCNSA-Gen verursachen LQT 3. Es handelt sich dabei um aktivierende
Mutationen, die den Kaliumionen-Zustrom verstärken – mit der gleichen Folge wie das
Mutationsgeschehen bei LQT l und 2. Die Attacken erfolgen meist im Schlaf oder bei Fieber.
Betabiocker schützen nur in Einzelfällen vor weiteren Anfällen. Mexiletin ist bei einigen
Patienten hilfreich.

LQT 5 und 6

Mutationen im KCNE l bzw. 2-Gen verursachen diese beiden selten vorkommenden Formen
des LQT-Syndroms.
Es sind neben LQT 4 noch LQT 7-9 als extrem seltene, aber molekularbiologisch
charakterisierte Formen beschrieben worden.

Genetik

Erbgang: autosomal-dominant. Häufigkeit 1:2.500.

Indikation

Abklärung bei klinischem Verdacht auf Long QT

Methode

Mit Hilfe der NGS-Paneldiagnostik werden die Gene ANK2, AKAP9, CACNA1C, CALM1, CAV3, KCNE1, KCNE3, KCNH2, KCNJ2, KCNJ5, KCNQ1, SCN4B, SCN5A und SNTA1analysiert. Für SCN5A führen wir eine MLPA-Analyse durch.

Ansprechpartner

Dr. rer. nat.
Dominik Otto

Telefon

(06172) 9594-562