Hintergrund
Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und Frauen (ca. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr), jeder Sechste bildet in seinem Leben ein kolorektales Karzinom aus.
Das hereditäre Dickdarmkarzinom ohne Polyposis (HNPCC, Lynch-Syndrom) ist die häufigste erbliche Darmkrebsform und betrifft etwa 5 % der Darmkrebsfälle. Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt. Das bedeutet, alle Verwandten ersten Grades eines Anlageträgers sind mit 50%iger Wahrscheinlichkeit selbst Träger. Für diese besteht ein 80%iges Lebenszeitrisiko an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken. Sie haben darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für Neoplasien im Magen, Dünndarm, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, in den Harnwegen und im Gehirn. Weibliche Anlageträger erkranken überdurchschnittlich häufig am Endometrium (Gebärmutter). Verursacht wird die Erkrankung durch Mutationen in sogenannten Mismatch-Genen, welche für Proteine codieren, die an der DNA-Reparatur während der Replikation beteiligt sind (MLH1, MSH2, MSH6 und PMS2). Meist kommt es beim HNPCC entweder gleichzeitig oder zeitlich versetzt zu mehreren bösartigen Tumoren. In mehr als zwei Drittel der Fälle finden sich diese im proximalen Colon.
Genetik
Die Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt
Indikation
Eine Hilfestellung bei Entscheidung, ob eine molekularbiologische Abklärung der Erkrankung erfolgen soll, liefern die revidierten Bethesda-Kriterien
Mit Hilfe der molekularbiologischen Untersuchung können in einer betroffenen Familie die Träger des genetischen Defektes erkannt werden. Vom Verbundprojekt „Familiärer Dickdarmkrebs“ wird den Trägern ein lebenslanges Früherkennungsprogramm empfohlen.
Analytik
Mit Hilfe der NGS-Paneldiagnostik werden die Gene MLH1, MSH2, MSH6 und PMS2 analysiert. Größere Deletionen und Duplikationen werden bei diesen Genen mittels MLPA untersucht.