Azoospermiefaktor

Hintergrund

Das Y-Chromosom, das nur bei Männern vorliegt, enthält wichtige Gene für die normale Spermienentwicklung. Bei manchen Männern ist eine Beeinträchtigung der Spermienbildung durch Verluste von genetischem Material oder Mutationen in bestimmten Genen (beispielsweise Azoospermie-Faktor, AZF) verursacht. Die genaue Analyse einer Deletion im AZF-Bereich kann bei der Wahl eines Therapieansatzes von großer Bedeutung sein. So ist eine testikuläre Spermienextraktion (TESE) bei Deletionen in den Abschnitten AZFa bzw. AZFb nicht erfolgversprechend, da sie immer zu einer Azoospermie führt. Demgegenüber ist das Krankheitsbild bei einer AZFc-Deletion heterogener, da hier das klinische Bild von einer schweren Oligospermie bis hin zu einer Azoospermie reicht. Das bedeutet, dass bei etwa 50% der Männer Spermien im Rahmen einer Hodenbiopsie mit einer TESE gefunden werden.

Genetik

In der Normalbevölkerung sind Mikrodeletionen in der AZF-Region selten. Bei infertilen Männern liegen diese bei 0,6-1 % vor. Die Mikrodeletionen können verschiedene Loci der AZF-Region betreffen (AZFa; AZFb; AZFc). Bei Männern mit einer Azoospermie liegt das Risiko für eine AZF-Mutation bei 8 bis 12% und bei einer schweren Oligozoospermie bei 3 bis 7 %. Eine solche Deletion kann zum Verlust von bis zu 26 % der für die Spermatogenese wichtigen Gene führen. Dementsprechend variabel ist der klinische Phänotyp.

Indikation

  • Azoospermie,
  • schwere Oligozoospermie

Analytik

In zwei unabhängigen Ansätzen werden mittels Multiplex-PCR die DNA-Marker sY86, sY127, sY255 und sY84, sY134, sY254 der AZFa, AZFb und AZFc Loci untersucht. Das Vorliegen der einzelnen Amplicons wird anhand einer Fragmentanalyse mittels Kapillarelektrophorese untersucht.

Ansprechpartner

Dr. rer. nat.
Dominik Otto

Telefon

(06172) 9594-562